Filmportrait:
Schönheit

Filmplakat Schönheit

Schönheit


Dokumentarfilm
Deutschland 2011
Buch und Regie: Carolin Schmitz
Länge: 81 min.

Eine Automobilkauffrau, die Karriere machen möchte, eine alleinstehende Bankangestellte, die eine Schuhsammlung besitzt und mit ihren Katzen lebt. Eine Mutter, die Gründerin eines Internetforums ist, das sich mit ästhetischen Operationen befasst. Eine Frau, die Probleme mit ihrem Übergewicht hatte und ein Friedhofsgärtner, der sein Leben bis ins Endliche vorgeplant hat. Menschen aus der deutschen Mittelschicht. Auf den ersten Blick scheint an den Protagonisten in SCHÖNHEIT nichts ungewöhnlich zu sein, allerdings haben sie alle etwas vermeintlich Außergewöhnliches gemeinsam – eine Schönheitsoperation. Carolin Schmitz gewährt dem Zuschauer einen Einblick in das Leben von Menschen, die sich im Namen der Schönheit unters Messer gelegt haben, aber auch von Menschen, die plastische Operationen durchführen. Welche Lebensentwürfe haben diese Personen? Was verstehen sie unter Schönheit?

Der Film zeigt neben den vielfältigen Möglichkeiten, die die heutige Chirurgie bietet, auch die vielschichtigen Aspekte von Kontrolle, Sehnsucht und Optimierung der eigenen Lebenswelt, die einen solchen Eingriff begleiten. Im Bereich der körperlichen Verschönerung scheint nichts unmöglich, angefangen von der Entfernung lästiger Schlupflieder und Nasenhöcker, über die Vergrößerung der Brüste bis hin zur Optimierung des Unterleibs für ein höheres Lustempfinden.

Die Protagonisten in SCHÖNHEIT reden offen und nicht ohne Stolz über ihre Eingriffe. Sie verstehen die OP nur als Baustein, der das Leben insgesamt besser und schöner machen soll. Das Ergebnis des Eingriffs gehört gewissermaßen zum guten Lebensstandard, wie ein schnelles Auto, einen Personal Trainer, teure Kleidung oder der regelmäßige Besuch beim Friseur und der Kosmetikerin. Im Verlauf des Films wird klar, dass sich die Protagonisten im Spannungsfeld zwischen individueller Autonomie und Hörigkeit gegenüber sozialen Normen bewegen. Es wird jedoch auch immer deutlicher, welche ganz eigene Bedeutung Schönheit und Schönsein für jeden Einzelnen hat.

Carolin Schmitz stellt in ihrem Dokumentarfilm SCHÖNHEIT ohne den Einsatz von Musik oder Kommentaren ganz unterschiedliche Menschen und ihre individuellen Vorstellungen von Schönheit vor. Das Zuhause und die Alltagswelten der Interviewten dienen überwiegend als Kulisse und stehen so unmittelbar im Kontext mit dem Gesagten. Vielfach setzt Carolin Schmitz die Kamera als stillen Beobachter ein und lässt die entstandenen Bilder für sich sprechen. Nüchtern und ohne Polemik erfährt der Zuschauer wie unmittelbar körperliche Schönheit mit Konsum, Besitz und Karriere verknüpft ist.