Filmportrait:
FRITZ BAUER - Tod auf Raten

Filmplakat FRITZ BAUER - Tod auf Raten

FRITZ BAUER - Tod auf Raten


Begleitend zu IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS - "einfĂŒhlsamer Film...gegen das Vergessen" (Braunschweiger Zeitung)
D 2010
R: Ilona Ziok, Ausf. Produzent: Manuel Göttsching, Redaktion: Dr. Michael Meyer, Andrea EtspĂŒler
LĂ€nge: 97 Min., FSK: 12 J.

Wer war der ehemalige Braunschweiger Staatsanwalt und spĂ€ter hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer? Bis zum Erscheinen einer bemerkenswerten Biographie von Irmtrud Wojak ĂŒber den im Jahre 1968 unter mysteriösen UmstĂ€nden in seiner Frankfurter Wohnung tot aufgefundenen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer waren Leben und vor allem Verdienst dieser so bedeutenden Persönlichkeit aus dem Bewusstsein der Deutschen verschwunden.

Als Sohn eines jĂŒdischen Kaufmanns in Stuttgart geboren, studierte Fritz Bauer Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft.
Als Sozialdemokrat und Jude kam er unter den Nationalsozialisten ins KZ. Nach der Freilassung 1936 emigrierte er nach DĂ€nemark und floh 1943 von dort nach Schweden, wo er mit Willy Brandt und anderen die Zeitschrift "Sozialistische TribĂŒne" grĂŒndete.
1949 kehrte er nach Deutschland zurĂŒck, wurde Landgerichtsdirektor in Braunschweig und dort 1950 auch Generalstaatsanwalt. 1952 war er der AnklĂ€ger im sogenannten Remer-Prozess. In dessen Folge wurden die WiderstandskĂ€mpfer vom 20.Juli 1944 rehabilitiert, ihr Versuch, Hitler zu töten, legitimiert. Das Gericht schloss sich Bauers Auffassung in seinem PlĂ€doyer an, der NS-Staat sei "kein Rechtsstaat, sondern ein Unrechtsstaat' gewesen. 1956 wurde Bauer in das Amt des hessischen Generalstaatsanwaltes in Frankfurt berufen, das er bis zu seinem Tode 1968 innehatte. Das Urteil im "Remer-Prozess" ermöglichte dann Bauer, 1963 in Frankfurt mit den sogenannten "Auschwitz-Prozessen" Ermittlungsverfahren gegen vormalige Angehörige der SS-Besatzung im KZ Auschwitz einzuleiten. Bauer war es auch, der 1960 dem israelischen Geheimdienst Mossad die entscheidenden Hinweise zur Ergreifung Eichmanns in Argentinien gab.
Durch Fritz Bauer gelang der Aufbau einer demokratischen Justiz im Nachkriegsdeutschland und die strafrechtliche Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts. Gleichzeitig fĂŒhrte er aber auch der Gesellschaft eindringlich vor Augen, sich mit der eigenen Geschichte auseinander zu setzen.

Die QualitĂ€t des Films besteht zum einen in der Sammlung des Archivmaterials und den eindrucksvollen Interviews mit Zeitzeugen, WeggefĂ€hrten und engen Freunden Bauers. Besonders eindrucksvoll aber ist die Montage dieses Materials, nicht die bloße Aneinanderreihung der einzelnen Interviews sondern das thematische IneinanderfĂŒgen der Ausschnitte mit einer prĂ€zisen Dramaturgie. Bauers Wirken und Leben, die historischen Geschehnisse wĂ€hrend der Hitlerdiktatur und auch in den von Bauer initiierten Prozessen fĂŒgen sich wie ein Puzzle in einen spannenden ErzĂ€hlfluss und gehen damit wahrlich unter die Haut.

"einfĂŒhlsamer Film...gegen das Vergessen" (Braunschweiger Zeitung)